Gebäude der Christian-Albrechts-Universität

Die ersten Universitätsgebäude 1665

Zu ihrer Gründung am 5. Oktober 1665 war die Christiana Albertina noch in den Räumlichkeiten des ehemaligen Franziskanerklosters am Rande der Altstadt Kiels beheimatet. Die vier neu gegründeten Fakultäten der Theologie, Jura, Medizin und der Freien Künste hielten Einzug in die bereits altersschwachen Baulichkeiten. Um einen zentralen Hofplatz herum umrahmten drei Auditorien, welche die Fakultäten beherbergten, das Gelände. Diese stellten sich allerdings bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts als ungenügend dar. Anhaltende Klagen über den schlechten baulichen Zustand der Anlage führten bereits 1711 zu ausgedehnten Umbaumaßnahmen und zogen weitere Planungen zur Erweiterung nach sich, welche allerdings zu Gunsten eines gänzlich neuen Standortes der Universität verworfen wurden. Bereits 1669 wurde der erste Botanische Garten Kiels als „hortus medicus“ im Schlossgarten angelegt.

Stadtplan, der das Franziskanerkloster zeigt
Aus: Cäsa Gramm: Chilonium novus Holsatiae Parnassus, 1665.

Umzug in die Kattenstraße 1768

Kollegiengebäude von Sonnin

Der Umzug auf das Gelände des Kieler Schlosses sollte die Geschichte der Universität für annähernd zwei Jahr­hunderte prägen. 1767/68 errichtete Ernst Georg Sonnin einen zweigeschossigen Backsteinbreitbau zu Füßen des Kieler Schlosses. Mit zwei Hörsälen im Erdgeschoss, einer Bibliothek, einem Archiv, einem Sitzungssaal für die Gremien und einem „Theatrum Anatomicum“ erfüllte der neue Bau alle Anforderungen eines seinerzeit modernen Universitäts­betriebes. Auch der sog. Karzer, die universitäts­eigene Arrestzelle, war zu finden. Trotz dieses umfangreichen Neubaus musste die Universität schon im Jahre 1769 immer stärker auf Räumlich­keiten innerhalb des Schlosses ausweichen, so diente die Schloss­kappelle etwa dem Theologischen Seminar als Raum für Predigt­übungen und das Schloss­küchen­gebäude ging schließlich komplett an das chemische Institut über.

Die Kieler Universität in der Wilhelminischen Bauphase

Das Universitätsgebäude 1876

Zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 1865 verteilte sich die Universität mit ihren Instituten bereits auf das gesamte Stadt­gebiet. Dieses wuchs, aufgrund der Verlegung der preußischen Marinestation an der Ostsee von Danzig nach Kiel, sehr schnell. Auch die rasche Zunahme der Studierenden­zahlen machte eine Erweiterung der Universitäts­bauten an einer neuen zentralen Stelle notwendig. Im Jahre 1863 stellte König Friedrich VII. daher den Bauplatz im Schloss­garten zur Verfügung. Dieses Projekt wurde, bedingt durch den Deutsch-Dänischen Krieg und eine fehlende Finanzierung, erst nach der preußischen Annexion durch Kaiser Wilhelm I. realisiert. Der Bauauftrag erging an die Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden, und die Grund­stein­legung konnte bereits 1873 in Anwesenheit des Kronprinzen gefeiert werden. 1876 wurde das neue Kollegien­gebäude schließlich eingeweiht. Das wilhelminische Kollegiengebäude der Kieler Universität wurde nach Fertigstellung aufgrund seiner exponierten städtebaulichen Lage, in einem Park am Ufer der Ostsee, in ganz Deutschland bewundert und stieß im gesamten Reich auf architektonische Anerkennung.

wilhelminisches Kollegiengebäude
Die neue Kieler Kunsthalle

Auf großes öffentliches Interesse stieß zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Neubau der Kunsthalle. Dieser Neubau wurde durch die Schenkung des Grund­stücks an der Düstern­brooker Straße durch Lotte Hegewisch, Tochter des Medizin­professors Hegewisch, im Jahre 1903 möglich. Die Kunsthalle sollte der Sammlung des Kunst­vereins und dem Kunst­historischen Institut der Universität ab 1909 ein neues Zuhause bieten und wurde nach Plänen des Architekten Georg Lohr in einem Stilmix aus Neobarock und Jugendstil erschaffen.

Die Seeburg
Die Seeburg

Den letzten Universitätsbau aus der Kaiserzeit stellte das Studentenhaus Seeburg dar. 1910 wurde dieses als Erholungs­stätte für Studierende vom Rektor der Universität Kiel, Prof. Dr. Götz Martius, eingeweiht. Es verfügte über Lese- und für Studierende und Professoren getrennte Speisezimmer im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befanden sich ein Festsaal und Vereins-, Billard- und Musikzimmer. Für die sportliche Ertüchtigung wurde 1913 eine Doppel­kegelbahn eingebaut, und im Unter­geschoss fanden sich zahlreiche Ruder- und Segelboote für den Wasser­sport. Zusammen mit der Kunsthalle kann die Seeburg als Abschluss des wilhelminischen Universitäts­bauprogrammes gesehen werden und betonte abermals die un­verwechsel­bare Gestalt der Universitäts­architektur der preußischen Zeit, welche stark geprägt war durch die Bedeutung des Marinestandortes Kiel.

Die Universität und ihre Standorte nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam der Universität Kiel, deren Gebäudebestand zu 60% verloren war, die höchste Priorität beim Wiederaufbau Kiels zu. Zusätzlich zur Alten Universität in der Stadt mit ihrem medizinischen Schwerpunkt sollte eine Neue Universität entstehen. Bedingt u.a. durch die schiere Notwendigkeit ausreichender Räumlichkeiten, rückten schnell die ehemaligen ELAC Werke auf dem Ravensberg in den Fokus. Diese zeichneten sich auf vielfältige Weise für die universitäre Nutzung aus. Zum einen verfügte der Gesamtbau über eine solide Konstruktion in Skelettbauweise, welche besonders für den Einbau von Lehr- und Laborräumen für die Naturwissenschaften geeignet war. Zum anderen erlaubte die Statik des für die Rüstungs­industrie konzipierten Baus die Unter­bringung von Bibliotheken und bot Möglichkeiten zur Aufstockung. So wurde die beabsichtigte Sprengung durch eine Sonder­genehmigung der Britischen Militär­regierung, die Bauten für Lehrzwecke zu nutzen, verhindert und wurden die Elac Werke als neuer Universitäts­standort für die Natur- und Geistes­wissenschaften, Jura und Sport begründet. Dieser Neuanfang sollte in der weiteren Architektur der Universität ihren Ausdruck finden.

Das alte Gebäude der ELAC
Das Tor der alten ELAC

Die Universität vergrößert sich entlang der Olshausenstraße

Die weitere Entwicklung der Kieler Universitäts­bauten fiel Ende der 1960er Jahre in eine deutschland­weite Phase groß­angelegter Universitäts­ausbauten und Neugründungen, bedingt durch massiv steigende Studierendenzahlen und eine Ausdifferenzierung der Fächer. Der Ausbau der Universität südlich der Olshausen­straße mit ersten Neubauten erfolgte nach dem sog. Hammer-Plan, benannt nach dem Rektor der Universität Heinrich Hammer. Die Pläne für das Uni­hoch­haus sollten der Auftakt für die moderne, technisch progressive Baukunst auf dem Universitäts­gelände werden. Das von 1960 bis 1964 errichtete, fünfzehn Stock­werke umfassende Juristen- und Verwaltungs­hochhaus wurde zum sichtbaren Wahrzeichen der Neuen Universität.

Das Unihochhaus
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Die gesamte Anlage des Universitäts­forums war als lockere Gruppierung einzelner Architektursolitäre gedacht, welche durch großzügige Freiflächen ergänzt werden sollte. Die Offenheit des Konzepts erlaubte das Neben­einander verschiedener Stile und Formsprachen.

Blick auf das Universitätsforum
Foto: Klaas Ole Kürtz (CC BY-SA 2.5)
Blick auf Mensa I
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Ein entscheidender Bau des Neuen Forums stellte das Studentenhaus dar. Dieses entsprach einem anglo-amerikanischen Import, welcher sich, in Abgrenzung zu traditionellen Studentenhäusern wie der Seeburg, als Ort der Erziehung und der Stärkung des Gemeinschaftssinns der Studierenden verstand. Es wurde von 1963 bis 1966 von Wilhelm Kramer errichtet und bot, u.a. mit der integrierten Studiobühne, den Studierenden vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.

Das zentrale Hörsaalgebäude wurde ebenfalls in das Ensemble des Universitäts­forums integriert. Kritikern zum Trotz wurde die Aula als zentraler Repräsentationsort und Festsaal der Universität nicht auf ihrem historischen Standort innerhalb der Stadt wiedererrichtet. Stattdessen fand das Auditorium Maximum, welches an vielen deutschen Universitäts­bauten der Nachkriegszeit die traditionellen Aufgaben einer Aula übernahm, seine Heimat auf dem Gelände des neuen Campus. Von 1965 bis 1969 wurde es nach dem Entwurf Wilhelm Nevelings errichtet und bildet mit seinem sechseckigen, skulpturalen Baukörper das Zentrum des Universitätsforums.

Das Auditorium Maximum der Christian-Albrechts-Universität
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Die archetektonische Vielfalt des Universitäts­forums wird durch die Universitäts­kirche und die Zentral­bibliothek komplementiert. Sowohl die Kirche, 1965 nach Entwürfen der Eiermann- Schüler Weidling und Kettner errichtet, wie auch die Zentralbibliothek, von 1960 bis 1966 von Günter Schween gebaut, symbolisieren eine Öffnung zum öffentlichen Raum durch die überuniversitäre Nutzung beider Bauten.

Universitätskirche
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel
alte Unibibliothek am Westring
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Die kontinuierlich steigenden Studierendenzahlen machten in den 1960er Jahren die großflächige, zeit- und kosten­sparende Bereitstellung neuer Räumlichkeiten nötig. Dies erfolgte 1962 in Form der sog. Angerbauten, welche seinerzeit unter der Verwendung neuer Verfahren der Herstellung, wie neuer Verschalungsmethoden und standardisierten Bauteilen, modernes Bauen symbolisierten. Die Planung und Fertigstellung erfolgte unter der Verantwortung des Landesbauamtes Kiel II und den Architekten Ernst Stoffers und Otto Schnittger. Laut Unirektor Erich Schneider, sollten die Angerbauten den Anspruch Kiels unterstreichen, eine der modernsten Universitäten Europas zu werden.

Angerbauten
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel

Autorin: Karen Bruhn